Die Mehrheit der Menschen möchte würdevoll sterben, mit möglichst wenig Schmerzen, in ihrer gewohnten häuslichen Umgebung und in der Nähe ihrer Angehörigen. Ob dieser Wunsch für einen schwerkranken Menschen ohne Aussicht auf Heilung und mit ausgeprägter Schmerzsymptomatik oder organspezifischer Symptomatik dann tatsächlich in Erfüllung gehen kann, ist in vielen Fällen abhängig vom medizinischen und pflegerischen Angebot vor Ort.
Seit 10 Jahren gibt es im Landkreis Böblingen einen segensreichen Dienst, der maßgeblich dazu beiträgt, dass sich dieser Wunsch für jährlich 400 Patienten erfüllt: Die Kassenleistung „spezialisierte ambulante Palliativversorgung“ (SAPV). Speziell ausgebildete, ambulant tätige Pflegefachleute und Palliativmediziner arbeiten in festen Teams zusammen und sorgen dafür, dass der zu pflegende Mensch ganzheitlich betreut sowie begleitet wird und möglichst keine Schmerzen empfindet. Hiervon sind im Übrigen nicht nur ältere Menschen betroffen. Auch Jüngeren kann eine palliative Pflege zu teil werden, wenn sie unheilbar krank sind. Bei diesen sogenannten „Palliative Care-Teams“ ist im vertrauten eigenen sozialen Umfeld sichergestellt, dass rund um die Uhr an sieben Tagen in der Woche jemand erreichbar ist. Bei Bedarf können noch weitere Fachleute und spezialisierte Dienste einbezogen werden, etwa ambulante Hospizdienste oder Psychoonkologinnen und Psychoonkologen. „Psychologen einzusetzen ist leider keine Kassenleistung,“ stellt Reinhard Ernst, der Geschäftsführer des Palliative Care Teams fest. Diese Zusatzleistung finanzieren wir aus Spenden.“
Bei Angehörigen und Patienten ist dieser einfühlsame und professionellen SAPV-Dienst hochgeschätzt, lindert er doch Leiden wie starke Schmerzen, Atemnot, Erbrechen, Unruhe und Angst. Er nimmt sich viel Zeit zur Unterstützung und Beratung der Angehörigen, bietet Seelsorge und auch in den Nachstunden und am Wochenende feste und jederzeit erreichbare feste Ansprechpartner. Es werden Notfall- und Akutmedikamente in einer Bereitschaftstasche mitgeführt. Änderung der Medikamente sind als Notfallmaßnahme jederzeit möglich. Eine enge Zusammenarbeit mit der betreuenden hausärztlichen Praxis und dem Pflegedienst und die Koordination der ärztlichen und pflegerischen Maßnahmen sind Markenzeichen von SAPV.
SAPV ist durch eine ärztliche Verordnung möglich. Diese werden vom Hausarzt, von einem Facharzt oder vom Krankenhaus ausgestellt. Unter der kreisweiten SAPV-Koordinationsstelle des Vereins INSEL Leonberg arbeiten derzeit 11 Palliativfachkräfte und 11 Palliativmediziner.
Informationen erhalten Sie unter www.insel-leonberg.de und Tel. 07152-3304424.
Weitere Informationen zu diesem oder anderen Themen rund um das Thema Pflege geben die Pflegestützpunkt-Standorte in Böblingen, Herrenberg, Leonberg und Sindelfingen, sowie die iav- und Beratungsstellen vor Ort. Die Kontaktdaten und Einzugsgebiete sind unter anderem im „Wegweiser für ältere Menschen und deren Angehörige“ des Landratsamtes Böblingen sowie im Internet unter www.lrabb.de/IAV_Stellen zu finden. Privatversicherte können sich an die Compass Pflegeberatung (Tel.: 0800-101 88 00) wenden.