Ohne die Pflege durch Angehörige würde die Versorgung Pflegebedürftiger zusammenbrechen. Die Pflegestatistik 2021 zeigt im Kreis Böblingen eine außergewöhnliche Dynamik; Die Zahl der pflegebedürftigen Menschen hat sich im kurzen Zeitraum 2019 bis 2021 um über 2000 Personen erhöht. 80 Prozent der 17.621 pflegebedürftigen Leistungsempfänger werden größtenteils durch Angehörige versorgt, 3151 mit Unterstützung ambulanter Pflegedienste. Nicht statistisch erfasst ist die sogenannte 24-Stunden-Betreuung in der häuslichen Pflege, welche eine nicht unerhebliche Rolle spielt.
Dem Kreisseniorenrat Böblingen ist es ein Herzensanliegen, den vielen pflegenden Angehörigen für die Unterstützung und Mitmenschlichkeit Respekt, Anerkennung und ein großes Dankeschön auszusprechen. Sie nehmen persönliche Einschränkungen auf sich, treten beruflich kürzer und verhalten sich solidarisch, um die Versorgung an sieben Tagen in der Woche und 24 Stunden am Tag zu stemmen. Sie beugen der Einsamkeit von Pflegebedürftigen vor und erfüllen den Wunsch der allermeisten Menschen, im Alter zu Hause gepflegt zu werden.
Die Unterstützung der ambulanten Pflege verdient ein besonderes Augenmerk. Fakt ist, dass nicht alle Pflegebedürftige Unterstützungsleistungen, auf die sie Anspruch haben, annehmen. Oft aus Unwissenheit und Scham.
Der Kreisseniorenrat Böblingen hat im Januar 2023 eine einjährige Artikelserie in den Mitteilungsblättern und Amtsblättern gestartet, um in 24 Beiträgen hilfreiche Informationen und praktische Tipps rund um die Vorsorge, Pflege und das Leben im Alter zu geben. Um Unwissenheit und Scham abzubauen, pflegende Angehörige vor Überforderung zu schützen und zur Inanspruchnahme von Unterstützungs- und Beratungsleistungen zu animieren.
Gabi Wörner, die Vorsitzende des Kreisseniorenrats: „Unsere Tipps finden sich weiterhin auf der Homepage des Kreisseniorenrats. An Familien und Angehörige richten wir den Appell, sich frühzeitig mit präventiven Maßnahmen zu befassen und die kostenlose Pflegeberatung zu nutzen. Damit können sie den Wunsch nach häuslicher Versorgung wirksamer umsetzen und Überforderungen reduzieren, die sich bei plötzlichem Pflegebedarf immer wieder abspielen.“
Wir raten pflegenden Angehörigen dazu, sich ‘Auszeiten zu gönnen’, um Kraft zu tanken. Dazu gibt es Entlastungsangebote, unterstützt durch die Pflegekassen je nach Pflegegrad. Die Pflegeberatung vor Ort kennt die Angebote und kann dazu beraten. Ferner gibt es Selbsthilfegruppen für pflegende Angehörige und auch das Krisentelefon des Landkreises Böblingen bietet Unterstützung.
Die Pflegestützpunkte Böblingen, Herrenberg, Leonberg und Sindelfingen beraten kostenlos, unabhängig und individuell über Hilfsangebote und die Leistungen der Pflegekasse. Sie arbeiten mit den IAV- und Beratungsstellen vor Ort zusammen und kommen auch nach Hause. Die Kontaktdaten und Einzugsgebiete sind unteranderem im „Wegweiser für ältere Menschen und deren Angehörige“ des Landratsamtes Böblingen sowie im Internet unter www.lrabb.de/IAV_Stellen zu finden.
Darüber hinaus bieten die Pflegekassen ihren Versicherten eine kostenlose Pflegeberatung an und stellen hilfreiche Informationsbroschüren zur Verfügung.